Das Beispiel Spanien
von Xabier Makazaga
August 2011
Verlag Assoziation A
Übersetzung aus dem Spanischen von Harry Stürmer
Das Buch, das Xabier Makazaga im Jahr 2009 in spanischer Sprache veröffentlichte, ist ein wichtiges Buch. Seit August 2011 liegt es auch in deutscher Übersetzung vor.
Westliche Demokratien foltern nicht. Das ist die öffentliche Wahrnehmung, die durch Berichte über amerikanische Folter im irakischen Gefängnis Abu Graibh oder über die Verschleppung von Personen durch die CIA nicht nachhaltig gestört wird. Die 150 Seiten des Buches von Xabier Makazaga zeichnen ein völlig anderes Bild.
Anhand vieler Beispiele beschreibt er Folter in Spanien, die besonders systematisch im spanisch-baskischen Konflikt Anwendung findet. Vierzehn Gefangene kamen im demokratischen Spanien nach Franco durch Folter ums Leben, viele wurden durch Folter schwer verletzt und traumatisiert. Die baskische historische Gesellschaft Euskal Memoria schätzt, dass in den letzten 50 Jahren bei einer Bevölkerung von unter 3 Millionen mehr als 10.000 Baskinnen und Basken gefoltert wurden. Eine erschreckende Zahl, die erklärt, warum so viele Menschen im Baskenland seit Jahren gegen Folter und Menschenrechtsverletzungen durch den spanischen Staat auf die Straße gehen.
Makazaga geht in seinem Buch der Frage nach, warum gefoltert wird und beschreibt das Kartell des Schweigens, dass es möglich macht, trotz vieler Berichte und Dokumentationen von Menschenrechtsorganisationen Folter zu verheimlichen oder offensiv zu leugnen. Er zeigt die Entwicklung von der schmutzigen Folter, deren Spuren sich nicht verbergen lassen, hin zur zynisch als „sauber“ deklarierten Folter durch psychische und physische Gewalt ohne sichtbare Spuren. Makazaga erklärt Folter in Spanien im internationalen Kontext. Internationale Zusammenarbeit bekommt so eine eigene Bedeutung.
„Wer die Existenz der Folter in Spanien leugnet und alles dafür tut, dass sie ungesühnt bleibt, sollte sich eines Tages vor einer Wahrheits- und Versöhnungskommission wie der in Südafrika verantworten müssen.“
fordert Xabier Makazaga am Ende seines Buches im Kapitel „Folter? Aber doch nicht in Spanien“.
Der Erstveröffentlichung seines Buches im Jahr 2009 folgte eine Kampagne spanischer Medien – nicht gegen Folter, sondern gegen die Verbreitung des Anti-Folter Buches in den Bibliotheken des Landes. Der baskische Verlag Txalaparta stellte das Buch daraufhin zum freien Download ins Internet. Ich empfehle, das Buch zu kaufen, zu lesen und weiterzuverbreiten.
Siehe auch unsere Seite Menschenrechte, insbesondere:
Polizeidokument beweist Existenz illegaler Verhöre (Juni 2010) weiterlesen >>
Aus dem Dunkeln ans Licht (Sept. 2009) – Amnesty International fordert von Spanien ein Ende der Incommunicado-Haft und damit ein Ende einer Praxis, die im Falle von “Terrorismusverdacht” angewendet wird, Folter ermöglicht und verhindert, dass Folterer zur Rechenschaft gezogen werden weiterlesen (PDF) >>