Ein Meer von 65.000 Menschen füllt die Straßen von Bilbao am Samstagnachmittag in Solidarität mit Herrira und in Protest gegen die Versuche der spanischen Regierung, Herrira und ihre Arbeit für die Rechte der baskischen politischen Gefangenen zu kriminalisieren. Das Transparent mit der Losung “Tropfen um Tropfen – für die Rechte der Gefangenen” trugen bekannte Persönlichkeiten der baskischen Zivilgesellschaft, unter ihnen der Surfer Axi Muniain, der Filmemacher Juanba Berasategi, die SchriftstellerInnen Eider Rodríguez, Irati Jiménez und Lutxo Egia; die MusikerInnen Joseba Tapia, Inés Osinaga, Txerra Bolinaga; Enrique Villarreal, ‘El Drogas’; die Klettererin Irati Anda, der Pelota-Spieler Oier Zearra und die Schauspielerin Itziar Ituño.
Die ganze Woche über gab es im Baskenland Erklärungen und Proteste gegen die erste Großrazzia seit zwei Jahren. Sie wird allgemein als Angriff auf die friedliche Entwicklung im Baskenland gesehen. Für Freitag hatten die beiden großen baskischen Gewerkschaften ELA und LAB, die gemeinsam über 70% der organisierten Arbeitnehmerschaft vertreten, zu Protesten am Arbeitsplatz aufgerufen. Die Parlamente der Provinzen Bizkaia und Gipuzkoa verurteilten die Razzia gegen Herrira mit den Stimmen der linken EH Bildu und der konservativen PNV. In Donostia (spanisch: San Sebastian) gab es eine Erklärung der Kommission für Menschenrechte, der sich neben Bildu und PNV auch die Vertreter der PSE, der baskischen Sektion der spanischen PSOE, anschlossen. Die Erklärung bezeichnet das Vorgehen gegen Herrira als “qualitativen Schritt zurück und als Rückschritt im aktuellen politischen Kontext”. die drei Parteien fordern gemeinsam “Respekt vor den Menschenrechten, den Bürgerrechten und den politischen Rechten der gesamten baskischen Bevölkerung”.
Baskische Bevölkerung und internationale Konfliktmoderatoren haben in den letzten beiden Jahren durch Bündnisse, Roadmaps und Übereinkünfte große Schritte in Richtung einer friedlichen und demokratischen Lösung des Konflikts unternommen. Die übergroße Mehrheit der Basken unterstützt diese Entwicklung und sieht die Blockadepolitik der spanischen Regierung mit immer größerem Unverständnis. Die baskische Untergrundorganisation ETA hat im Oktober 2011 als Antwort auf die Erklärung von Aiete ihren bewaffneten Kampf beendet. Sie hat ebenfalls ihre Bereitschaft erklärt, ihre Waffen abzugeben. Aber im März dieses Jahres mussten die ETA-Verhandlungsführer unverichteter Dinge aus Oslo abziehen, weil die spanische Regierung sich Gesprächen zu den Konfliktfolgen verweigerte. Wie eine Entwaffnung ohne Gespräche gehen soll, bleibt das Geheimnis der spanischen Regierung.
Vor diesem Hintergrund ist die Razzia gegen Herrira eine besonders krasse Form der Verletzung von Bürgerrechten, weil die Organisation wie keine andere für die neue Zeit im Baskenland steht: offen, transparent, bürgernah ermöglicht sie die Beteiligung eines breiten Spektrum des Bevölkerung. Viele in der Bevölkerung sehen die Lösung der Frage der über 600 baskischen politischen Gefangenen als einen der wichtigsten Schlüssel der Lösung des Konflikts.