11.05.2013 | aske gunea, in Ondarroa (siehe Foto)

Auch in Ondarroa versammeln sich wie vor drei Wochen in Donostia (spanisch: San Sebastian) Hunderte, um diesmal die Verhaftung von Urtza Alkorta durch eine friedliche Menschenkette zu verhindern.

Den folgenden Aufruf verbreitete aske gunea (Freiraum) am Freitag:

“Der spanische oberste Gerichtshof hat Urtza Alkorta zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurde in Ondarroa im Jahr 2010 von der baskischen Polizei Ertzaintza zusammen mit weiteren sechs Menschen in einer koordinierten Polizeiaktion verhaftet. In den Händen der Ertzaintza wurden sie gefoltert. Für viele Jahre gab es bei der baskischen autonomen Polizei keine Folterfälle, in dieser Polizeioperation mussten zwei der Verhafteten ins Krankenhaus gebracht werden. Die meisten der Verhafteten, auch Urtza Alkorta, haben Folter angezeigt. Sie wurde gezwungen, eine Selbstbezichtigung zu unterschreiben. Die Anklage lautete auf Zusammenarbeit mit ETA. Zweieinhalb Jahre verbrachte sie im Gefängnis. Im letzten Sommer wurde sie entlassen, weil sie Einspruch gegen das Urteil erhoben und bereits die Hälfte der Strafe verbüsst hatte.

Die Strafe wurde am 8. Februar vom obersten spanischen Gerichtshof bestätigt und sie erhielt die Anweisung, sich innerhalb von 10 Tagen der Polizei zu stellen. Sie weigerte sich, ihre Verhaftugn stand kurz bevor. Seither durchlebt sie eine Mischung aus Versteck und einem normalen Leben. Am letzten Dienstag wollte die baskische Polizei Ertzaintza sie im Haus ihrer Eltern festnehmen. Die Eltern sagtem, Urtza sei nicht da und liessen die Polizei nicht ins Haus. Am nächsten Morgen kamen sie mit einem Haftbefehl zurück. Aber sie fanden sie nicht vor.

Seit letzten Freitag um 12.30 Uhr ist sie in Ondarroa auf dem Platz Alameda. Wie zuvor in Donostia beschützen sie viele Menschen durch eine menschliche Mauer.

Basken werden verhaftet, anstatt die Gefängnisse zu leeren. Wir wollen die Vergangenheit hinter uns lassen. Mehr und mehr Menschen sind folgender Überzeugung:

1- Wir sagen NEIN zu Folter, im Baskenland und überall. 10.000 Baskinnen und Basken wurden im spanischen Staat während der letzten 50 Jahre gefoltert. Auch die Europäische Union hat bestätigt, dass Menschen in spanischen Gefängniszellen gefoltert werden. Wir können nicht akzeptieren, dass Richter ihr Urteil auf Grund der Selbstbezichtigungen gefolterter Menschen fällen.

2- Baskinnen und Basken können nicht akzeptieren, dass die spanische Regierung den Friedensprozess boykottiert, der sich hier ausbildet. ETA hat ihren bewaffneten Kampf endgültig beendet. Warum verhaften sie weiterhin Leute? In anderen Ländern, in schweren Konflikten, wurden alle Konsequenzen des Konflikts analysiert und ein Abkommen geschlossen, damit so etwas nicht mehr passieren kann. Die baskische Bevölkerung leidet immer noch unter Sondergesetzen, die im Rest Spaniens nicht angewendet werden. Solange das so ist, werden wir mit zivilem Ungehorsam antworten. Baskinnen und Basken verdienen Besseres.

Deshalb ist unsere Botschaft klar: wir akzeptieren nicht, dass sie Urtza Alkorta ins Gefängnis stecken. Weder Urtza Alkorta, noch sonst jemand, der im Zusammenhang mit dem politischen Konflikt verhaftet werden soll. Sie werden mit Leuten rechnen müssen, deren Antwort ziviler Ungehorsam ist. 800 Leute versammelten sich in Donostia gegen die Verhaftung von acht Jugendlichen, um ihnen die Verhaftung möglichst schwer zu machen. Und wenn wir 2000 Leute in Ondarroa sind? Und das nächste Mal 5000 Leute NEIN sagen? Dann können sie keinen mehr verhaften. Sie wissen das, lasst uns das auch selbst verinnerlichen.

Lasst uns weiterhin Menschenketten bilden, um die Rechte der Baskinnen und Basken zu verteidigen.”


Siehe auch: “Menschliche Schutzmauer – Hunderte schützen verurteilte Jugendliche vor Verhaftung” weiterlesen >>

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